Gut abgesichert – Welche Versicherungen Startups wirklich brauchen

Als Gründer stürmen unzählig viele Themen auf euch ein – Produktentwicklung, Shop aufbauen, Marketing, Controlling, … Das Thema Versicherung rückt dabei oft ganz weit nach hinten. Doch welche Versicherungen braucht man wirklich und welche sind nur für manche Gründer sinnvoll?

 

Von A wie Altersvorsorge über L wie Lagerversicherung bis Z wie Zusatzversicherungen. Gefühlt kann man wirklich alles absichern. Wir haben für euch gemeinsam mit einem Experten geschaut, was ihr auf gar keinen Fall vergessen solltet und worauf ihr verzichten könnt. Denn nicht jede, vielleicht irgendwann sinnvolle, Versicherung kann sich ein Startup von Anfang an leisten.

Betriebliche Versicherungen für Gründer

Wer sein eigenes Unternehmen gründet, geht auch immer gewisse Risiken ein. Über Versicherungen denken die Meisten aber meist erst nach, wenn sie gebraucht wird. Dann ist es nur oft zu spät. Umso wichtiger ist es, sich schon im Vorfeld mit diesem Thema auseinander zu setzten. Im Ernstfall können sie junge Unternehmer vor der Insolvenz bewahren.

Bei betrieblichen Versicherungen kann der Bedarf je nach Unternehmen unterschiedlich sein. Auf jeden Fall solltet ihr aber über folgende Versicherungen nachdenken:

Betriebshaftpflicht-Versicherung

Jeder kennt die private Haftpflichtversicherung. Geht durch mein Handeln etwas kaputt, springt die Versicherung für mich ein. – Die Betriebshaftpflicht-Versicherung ist ähnlich aufgebaut. Das bedeutet, wenn durch betriebliche Aktivitäten etwas kaputt geht oder eine Person verletzt wird, springt die Versicherung ein, weil euer Unternehmen haften muss. Per Gesetz (§ 823 BGB) seid ihr, oder das Unternehmen, für einen Schaden den ihr Dritten zufügt „unbegrenzt“ haftbar. Das gilt auch, wenn ihr eurem Geschäftspartner zum Beispiel aus versehen eine Tasse Kaffee über das neue Hemd schüttet.

D&O-Versicherung

Die Directors-and-Officers-Versicherung schützt euer Privatvermögen als angestellter Geschäftsführer und alle Angestellten mit eigenständigen Entscheidungskompetenzen. Oft wird davon ausgegangen, dass man als Geschäftsführer nicht mit dem eigenem Geld haftet.

Das stimmt so leider nicht ganz. Geht euer Startup insolvent, seid ihr unter Umständen trotzdem in der Pflicht. Zum Beispiel dann, wenn fahrlässig die „Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmanns“ verletzt wird. Auch haftet ihr, wenn ihr unangemessene Risiken eingeht oder Vorgesetztenpflichten vernachlässigt. Oder wenn sich eure GmbH noch in der Gründung befindet.

Sachversicherung und Ertragsausfallversicherung

Euer Startup verfügt über eine wertvolle Betriebsausstattung oder produziert wertvolle Produkte? Dann macht auch eine Sachinhalts-Versicherung Sinn. Am besten ergänzt ihr diese noch mit einer Ertragsausfallversicherung.

Gesetzliche Unfallversicherung

Die gesetzliche Unfallversicherung ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine Pflichtversicherung für Unternehmen. Hiermit werden möglicherweise auftretende Arbeitsunfälle von Angestellten abgesichert.

Und was ist mit mir?

Wenn ihr euer Unternehmen abgesichert habt, dann solltet ihr aber keinesfalls aufhören. Mit dem Weg in die Selbständigkeit fallen viele Sachen weg, die vorher über den Arbeitgeber gelaufen sind. Habt ihr irgendwann Angestellte, dann müsst ihr auch die absichern. Achtung, hier gibt es Versicherungsarten, bei denen das Unternehmen die Beiträge ganz oder zu Teilen übernehmen muss.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Wenn ihr noch keine Berufsunfähigkeitsversicherung habt, dann ist spätestens jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Ja, sie sind meist nicht gerade günstig und deswegen wird oft daran gespart. Sie sichert euch im Zweifel aber den Lebensunterhalt! Der Verlust der Arbeitskraft bedeutet in den meisten Fällen nämlich auch den Verlust des Einkommens. Niemand sonst kommt für eure laufenden Kosten auf, wenn ihr eurer Tätigkeit krankheitsbedingt nicht mehr nachgehen könnt.

Krankenversicherung und Pflegeversicherung

Auch eine Kranken- und Pflegeversicherung braucht ihr unbedingt. Worum sich früher euer Arbeitgeber gekümmert hat, dafür seid ihr jetzt selbst verantwortlich. Hier habt ihr die Qual der Wahl: bei der gesetzlichen bleiben oder auf eine private umsteigen?

 

Bei der privaten Krankenversicherung spielt das Einkommen keine Rolle. Hier könnt ihr vor allem dann profitieren, wenn ihr viel verdient. Sie lohnt sich meist erst ab einem Gehalt von ca. 5.000,00 € Brutto. Die Prämie für die private Krankenversicherung wird anhand des Alters, des Gesundheitszustands und der gewünschten Leistungen ermittelt. Mehr Leistungen kann man hier mit höheren Krankenversicherungsbeiträgen gleichsetzen. Wenn ihr also noch jung und relativ am Anfang seid, ist das oft die bessere alternative.

Gleichzeitig ist es möglich, sich eine Krankenzusatzversicherung zuzulegen, um günstiger als privat und besser als gesetzlich abgesichert zu sein.

Private Altersvorsorge

Was interessiert mich das jetzt? Ich hab doch noch Zeit! – Das ist genau der falsche Ansatz. Wenn ihr bisher noch nicht viel oder gar nichts in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt habt, dann könnt ihr später auch nur geringe Ansprüche geltend machen. Um nicht in der Altersarmut zu enden, ist es wichtig privat vorzusorgen. Versicherungen bieten hier verschiedene Modelle oder Anlageformen an.

Eine langfristige Planung ist hier besonders wichtig, um einen guten Vorsorgeplan zu erstellen.

Die Expertenmeinung – Wie hole ich das meiste aus dem Geld, dass ich habe heraus?

Als Gründer ist das mit dem Budget meist so eine Sache. Eigentlich möchte man alles zur Verfügung stehende Geld in die Produktentwicklung und das Marketing stecken und den Rest braucht man, gerade am Anfang, um irgendwie zu überleben. Wir haben Matthias Bee von der HDI gefragt, wie man die Fixkostenbelastung möglichst gering hält und trotzdem gut abgesichert ist.

Woran sollte beim Thema Versicherungen zuerst gedacht werden?

Als Gründer gilt es zuerst heraus zu finden, welche Risiken vorliegen und wie hoch die Kosten des Versicherungsschutzes gegenüber den Kosten der Schadensdeckung sind (Kosten-Nutzen-Relation). Die Situation jedes einzelnen muss angeschaut und beurteilt werden. Ja, Kosten möglichst gering halten möchte jeder. Spart aber bitte nicht am Schutz des eigenen Wohls und der Firma. Es muss immer das Gesamtbild im Vordergrund stehen und bestenfalls jegliche Eventualität abgedeckt sein.

Holt euch unbedingt eine Beratung! Die sollte in jedem Falle kostenlos sein. Ziel ist es, seinem Versicherer zu vertrauen. Wenn ein Schaden auftritt, müsst ihr das Gefühl haben, dass ihr euch entspannt zurücklehnen könnt, weil ihr lückenlos abgesichert seid.

Was für sinnvolle Ergänzungen gibt es?

Sinnvolle Ergänzungen gibt es immer.

 

Eine private Unfallversicherung sollte jeder Einzelne besitzen. Die meisten Unfälle passieren im privaten Bereich und genau da schützen die Arbeitsunfallversicherung und auch die Berufsunfähigkeitsversicherung NICHT.

 

Meist ist man als Gründer gleich das gesamte Unternehmen. Fällt man durch einen Unfall im privaten Umfeld aus, kann das Unternehmen nicht mehr wirtschaften. Dann könnt ihr unter Umständen die eigenen Fixkosten nicht mehr decken. Auch wenn ihr nur einige Tage ausfallt, kann das mit Krankentagegeld aufgefangen werden. Möglichkeiten gibt es viele, hier bitte nicht unbedingt googlen, sondern fachlich beraten lassen und nach Kombinationsmöglichkeiten suchen. Auch hier gilt: nicht pauschalisieren. Jeder ist individuell und muss auch so behandelt werden.

 

Die private Altersvorsorge darf, wie oben schon erwähnt nicht außer Acht gelassen werden. Ein guter Versicherer bietet hier maximale Flexibilität, auch wenn ihr euer Unternehmen vielleicht irgendwann verkauft und wieder im Angestelltenverhältnis arbeitet.

 

Da sich wohl jeder lieber mit seinem Produkt oder dem Marketing als mit Paragraphen beschäftigt, denkt auch über eine Firmenrechtschutz nach. Aber Achtung, die kann auch zu Teilen in einer Cyberriskversicherung enthalten oder mit der Firmenhaftpflicht gebündelt sein.

 

Mein Tipp: Bitte niemals private und Fimenhaftpflichtversicherungen zusammen nutzen.

Was sollten E-Commerce Unternehmen auf keinen Fall vergessen?

Eine Lagerversicherung, eine Cyberriskversicherung und eventuell eine zusätzliche Transportversicherung sind für Onlinehändler eigentlich unverzichtbar. Gerade in der heutigen Zeit sind Hacker überall und der Datenschutz ist strenger denn je.

Wann sollten Versicherungen abgeschlossenen werden?

Informiert euch schon während des Gründungsprozess, um direkt bei der Gründung alle notwendigen Versicherungen abschließen zu können. Am Anfang sind diese oft noch günstig, da wenig Umsatz generiert wird. Je weiter der Umsatz steigt, desto höher können auch auftretende Schäden sein, sodass die Deckungssumme und der Beitrag dementsprechend mitwachsen.

Gleichzeitig sind Finanzierungspartner immer erfreut, wenn Gründer eine Versicherung schon im Businessplan erwähnen und dort bereits Prämien stehen haben. Je durchdachter der Plan, desto wahrscheinlicher der Kredit.

Kurz und knapp zum Schluss – Dein Fazit?

Ich habe letztens bei Twitter folgenden Spruch gelesen:  „Patienten, die ihre Diagnose bereits per Google bezogen haben, werden gebeten, eine zweite Meinung bei Yahoo einzuholen.“ Den finde ich wahnsinnig passend!

Die Wahl der Versicherungen sollte immer gut durchdacht, unbedingt mit professioneller Beratung angegangen und so früh wie möglich mit ein kalkuliert werden. Achtet darauf, dass die Versicherungen genau auf eure individuellen Bedürfnisse angepasst werden. Außerdem sollte ein guter Versicherer jährlich für euch prüfen, ob euer Versicherungsrahmen noch passt. Mit dem Wachstum des eigenen Unternehmens entstehen neue und andere Bedürfnisse, für die auch neue Versicherungstarife existieren.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!

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